Zwei spannende Tage auf dem 13. Beschaffungskongress (BKK) der Krankenhäuser in Berlin sind vorüber. Für die Sana Suisse Med AG diskutierten Reto Bucher vom Kantonsspital Aarau AG, Stephan Pitan von Medline Europe und Martin Gut vom Spital STS AG die Herausforderungen im Schweizer Spitalbeschaffungsmarkt. Moderiert wurde der lebhafte Austausch von Christoph Thurmaier (Sana Suisse Med AG). Im Rahmen der Diskussion wurden auch die Unterschiede zwischen dem deutschen und schweizerischen Gesundheitssystem beleuchtet.
Interessanterweise verfügt Deutschland über deutlich weniger Pflegekräfte, Ärzte, und Spitäler pro Kopf sowie über geringere Personal- und Sachkosten im Vergleich zur Schweiz. Obwohl die Strukturen im Schweizer Gesundheitswesen damit kostenintensiver sind, gibt Deutschland einen um 11 % höheren Anteil seines BIP für Gesundheitsausgaben aus. Wie ist das möglich?
Im Vortrag aufgezeigte Erklärungsansätze sind die höhere Leistungsinanspruchnahme in Deutschland:
▶ 38 % längere Verweildauer (5,3 vs. 7,3 Tage)
▶ 130 % mehr Arztbesuche (4,3 vs. 9,0 pro Person p.a.)
▶ 38 % mehr stationäre Fälle (15.877 vs. 21.895 pro 100.000 Einwohner)
Die geringere Leistungsinanspruchnahme in der Schweiz ist wahrscheinlich unter anderem auf die Steuerungselemente im Versicherungsbereich wie der Franchise und dem Selbstbehalt zurückzuführen.
Neben den makroökonomischen Unterschieden zwischen dem deutschen und Schweizer Gesundheitssystem, haben wir mit Vertretern aus dem Schweizer Gesundheitswesen über die Veränderungen im Bereich der Spitalbeschaffung und Logistik diskutiert und den deutschen Einkaufsexperten Einblick in die Themenfelder der Schweiz geben.
Unserer Schweizer Kooperationsspitäler und Geschäftspartner der Industrie haben wir im Vorfeld des Beschaffungskongresses zu den aktuellen Themenschwerpunkte befragt. Die Ergebnisse finden Sie hier:
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Themen Nachhaltigkeit und Versorgungssicherheit deutlich wichtigere Themen für die Schweizer Industrievertreter als für die Schweizer Spitaleinkäufer sind. Dafür beschäftigten sich Schweizer Spitaleinkäufer mehr mit dem Thema Digitalisierung als das die Industrievertreter laut Umfrage tun. Insgesamt haben im Vorfeld des BKK 39 Personen aus Schweizer Einkaufsabteilungen und der Industrie an der Umfrage teilgenommen.
Auf dem Beschaffungskongress haben wir auch eine Live-Umfrage mit den Zuschauern (n=46) der Diskussionsrunde durchgeführt. Somit haben wir auch einen Eindruck der Themenschwerpunkte der deutschen Industrievertreter und Krankenhauseinkäufer erhalten. Die Ergebnisse der Umfrage finden Sie auf den Bildern:
Im Vergleich zur in der Schweiz durchgeführten Umfrage, haben die überwiegend deutschen Teilnehmer auf dem Beschaffungskongress (BKK) das Thema Sachkostencontrolling sowie das Thema Versorgungssicherheit deutlich weniger stark gewichtet als die Schweizer Spitäler und Industriepartner. Nur bei den Themen Ausschreibungen und Nachhaltigkeit liegen die BKK Teilnehmer in der Gewichtung über den Spitaleinkäufern aus der Schweiz.
Insgesamt nehmen in beiden Ländern die Themen Kostendruck, Versorgungssicherheit und Digitalisierung einen vergleichsweise hohen Stellenwert ein. Ausschreibungen und New Work nehmen sowohl in Deutschland als auch in der Schweiz im Vergleich einen eher geringen Stellenwert im Arbeitsalltag ein. Das Thema Nachhaltigkeit spielt vor allem bei den Industriepartnern in der Schweiz eine übergeordnete Rolle.
Es lässt sich festhalten, dass die Industrie und die Spitäler in Deutschland und in der Schweiz an ähnlichen Themen arbeiten und diese in Gemeinschaft vorantreiben können. Der Austausch auf dem Beschaffungskongress hat gezeigt, dass der Diskurs und ein voneinander lernen helfen kann, um die Gesundheitsversorgung stetig weiterzuentwickeln. Als Einkaufsgemeinschaft möchten wir unseren Beitrag zum gemeinsamen Austausch und zur stetigen Weiterentwicklung des Gesundheitssystems leisten.